Showcase: Elijah Funk

Zwischen Funk und Feingefühl: Der DJ mit den „Sunshine-Vibes“

© Elijah Funk

Elijah Funk oder, wie er auch auf der Tanzfläche gerufen wird, Elijah Elijah, ist ein Name, der in der Stuttgarter Szene langsam, aber sicher die Runde macht. Der 26-jährige Grieche ist DJ mit Herzblut und ein echter Musik-Nerd. Mit seinem wilden Lockenkopf, einem lässig aufgeknöpften Hemd und Sandalen, strahlt er eine angenehme Gelassenheit aus. Es ist ein warmer Sommernachmittag, wir sitzen mit einer Iced Latte in der Bibliothek, und er erzählt  gutgelaunt von seiner Leidenschaft für Musik.

„Ich will die Leute zum Tanzen bringen und sie auf eine Reise mitnehmen!“

Sein Name ist Programm: Mit seinen Sets zaubert Elijah Funk nicht nur ein Lächeln auf die Gesichter, sondern kreiert eine Atmosphäre, die unverkennbar ist – ein funky „Sunshine-Vibe“, der an sommerliche Roadtrips und durchtanzte Nächte erinnert. Ob im Climax, der Rakete oder auf dem AWARA-Festival: Elijah versteht es, mit einer geschickten Mischung aus Nu-Disco/Disco, House und Boogie genau den Nerv der Crowd zu treffen. Sein Stil ist geprägt von einem spielerischen Wechsel zwischen groovigen Rhythmen und unerwarteten musikalischen Wendungen, die die Tanzfläche immer wieder aufs Neue überraschen. In einer Stadt, in der diese Genres oft als Nischenmusik abgetan werden, bleibt Elijah unerschütterlich. Mit seiner Leidenschaft und seinem Gespür für die richtige Stimmung hat er sich eine treue Fangemeinde aufgebaut, die genau weiß, was sie erwartet: Beats, die direkt in die Beine gehen, und Sets, die wie eine musikalische Umarmung wirken.

Wie fanden Elijah und Funk zueinander?

Elijahs musikalische Reise begann sehr früh, allerdings nicht in Stuttgart, sondern in einer Kleinstadt in Griechenland. Er hatte schon immer eine große Leidenschaft für Musik und überzeugte mit 15 Jahren seine Mutter, ihm einen DJ-Controller zu kaufen. Während Gleichaltrige in seinem Umfeld vom EDM-Hype erfasst wurden, wollte Elijah anders sein. Statt auf Mainstream-Tracks setzte seine alte Musik-Seele auf Disco, Funk sowie 70er- und 80er-Jahre-Grooves, inspiriert unter anderem von Legenden wie Rick James. „Damals lief nur EDM. Ich wollte andere Musik hören und spielen“, erinnert er sich.

In seinem Kindezimmer brachte er sich alles selbst bei, übte stundenlang mit seinem DJ-Controller das Mixen und entwickelte irgendwann einen Sound, der seine Leidenschaft widerspiegelte. Doch als er auf den ersten Partys auflegte, stieß er auf Widerstand: „Ich war zu experimentell für die Crowd. Die wollten EDM, und das fühlte ich einfach nicht.“ Daraufhin legte er das DJing für einige Zeit auf Eis. Erst mit 24, nachdem er wegen seines Technologie-Management Studiums nach Stuttgart kam, fand Elijah seinen Groove wieder. An der Uni begann er, bei Partys aufzulegen, und traf endlich auf ein Publikum, das seine Musik verstand. „Der Sound, den ich spielte, kam in Stuttgart gut an. Ich glaube die Leute waren froh, mal etwas anderes zu hören. Heute sind junge Leute super unsicher, die politische, wirtschaftliche Lage und auch Covid hat dazu beigetragen, dass sich Menschen noch mehr nach Zuflucht sehnen“

Art:al: Elijahs musikalische Spielwiese, Safe-Space und persönliches DJ Highlight

Es dauerte nicht lange und Elijah gründete gemeinsam mit seinen Freunden und Kommiliton*innen das Kollektiv Art:al, das frischen Wind in die Stuttgarter Partyszene brachte. Die Crew setzt sich aus mehr als 20 Mitgliedern zusammen, darunter Studierende, Künstler*innen und DJs, und organisiert unabhängige Events – von Raves und Wohnheim-Partys bis hin zu Open-Air-Veranstaltungen in der Neuen Oper des Stuttgarter Kunstprojekts contain’t. „Das ist nicht immer einfach. Die Stadt könnte Kollektive wie uns besser unterstützen“, meint Elijah.

„Als Kollektiv finanzieren wir alles selbst, legal Events zu veranstalten ist schwer, das passiert nur in bestimmten Rahmenbedingungen mit Clubs. Da brauch man auch erstmal das Netzwerk. Wenn man kein Verein ist fällt man aus dem Kultursektor komplett raus. Dazu fehlt es an Räumen.“

Trotz dieser Herausforderungen ist er dankbar für die Möglichkeiten, die Art:al ihm bietet: „Mit Art:al kann ich mich musikalisch ausprobieren und habe eine Community, die den Sound, den ich liebe, feiert.“

Seine Sets kombinieren groovige und nostalgische Disco-Vibes, die immer wieder mit unerwarteten Wendungen überraschen. Sie sind energiegeladen, machen Gute Laune und folgen dabei oft seinem Bauchgefühl. „Disco hebt die Stimmung, und ich möchte den Leuten einfach eine gute Zeit bereiten“, sagt er. Mit einer Mischung aus uplifting Nu Disco & Disco, Funk und Soulful House schafft Elijah eine Atmosphäre, die Stress und Alltag für kurze Zeit vergessen lässt. Exklusiv für B-Side Stories hat Elijah eine Playlist kuratiert, die uns auf eine beispielhafte Reise mitnimmt. Schon der erste Track, „Let The Sun Shine“ von Milk & Sugar (Purple Disco Machine Remix) setzt den Ton: Mit geschlossenen Augen fühlt man sich direkt an einen sonnigen Strand versetzt – warme Strahlen auf der Haut, der Duft von Salzwasser in der Luft und die Freiheit eines sorglosen Moments.

„Die besten Gigs sind nicht immer die größten“, erzählt Elijah weiter. Sein unvergesslichster Moment? Ein spontaner Auftritt nach einem arabischen Konzert, bei dem die Crowd völlig abging was ihn komplett überwältigte. Doch dieser Gig war mehr als nur ein Highlight – er markierte einen Wendepunkt: „Ich habe am Anfang viel umsonst gespielt, aber genau da habe ich gemerkt, dass das, was ich tue, gut ist – und dass ich dafür auch fair entlohnt werden möchte.“ Gerade in Kollektiven ist Geld oft knapp, doch Elijah hat draus gelernt: „Diese Erfahrungen sind essenziell, um als Künstler zu wachsen.“

 
© Elijah Funk, ARTAL

 „Elijah Elijah – Yallah“ – Inspiration, kreativer Prozess und Vorlieben

Doch was genau macht Elijah Funk und seinen Sound so besonders und woher kommt seine Inspiration? Für ihn ist ein DJ-Set keine Aneinanderreihung von Tracks, sondern eine musikalische und vor allem persönliche Reise.

„Ich möchte ein Bild von mir selbst an die Leute bringen in Form einer musikalischen Geschichte. Die hat ein Anfang und ein Ende. Das heißt, dass ein Set, egal wie lang es geht, eine bestimmte Dynamik hat.“

Inspiration findet Elijah bei Künstler*innen wie der britischen DJ-Legende Dave Lee mit seinen zeitlosen Disco-House-Grooves, Folamour, der als prägende Figur des French-House-Sounds gilt, und Ken@Work, bekannt für seine melodischen Edits. Und dann gibt es noch das Label Toy Tonics, sein persönliches „Musik-Mekka“ – eine Quelle endloser kreativer Impulse und der Soundtrack zu seinen eigenen durchtanzten Nächten.

„Ich bereite mich auf jeden Gig individuell vor. Ich checke die Veranstaltung, digge nach passenden Songs und überlege mir genau, was für eine Atmosphäre ich kreieren möchte. Meistens steht das Set für die erste halbe Stunde – danach, Yallah“

Bei der Set-Vorbereitung spielt für ihn vor allem die Frage eine Rolle, welches Publikum ihn erwartet. Diese Überlegung hilft ihm, seine passende „Geschichte“ für den Abend zu kuratieren und die richtige Stimmung zu treffen.

Ein DJ muss die Crowd überraschen

Besonders liebt er es, Warm-ups zu spielen – diese erhebende Momente, wenn die Sonne langsam untergeht und die ersten Tänzer*innen auf die Fläche kommen. „Warm-ups sind der perfekte Einstieg. Da holst du die Leute ab und machst ihnen gute Laune. Für Elijah ist das DJing ein Dialog mit der Crowd: „Es geht darum, sie mit deinem Sound abzuholen, sie zu überraschen und Tracks zu spielen, die keiner erwartet.“

Wenn es jedoch in die späte Stunden geht, kommt Elijahs große Liebe für House Music zum Vorschein. In Stuttgart, wo momentan Mainstream-Techno dominiert, ist sein groovy Sound eine Ausnahme. „Viele finden House zu langsam. Aber ich liebe die Vielfalt und die Geschichte dahinter House ist zum Tanzen! Disco auf Dauer ist schwer, da die Stimmung sich irgendwann nicht weiter hebt.“ 

Große Träume und eine vielversprechende Zukunft

Für die Zukunft hat Elijah große Pläne. Er möchte musikalisch wachsen und schon bald selbst Musik produzieren. „Ich habe das Know-how und die Community um das zu lernen. Jetzt will ich mehr daraus machen und selbst Tracks produzieren.“ Außerdem träumt er davon, ein neues Kollektiv zu gründen, das sich speziell auf House Music fokussiert und europaweit vernetzt ist. Trotz all seiner Ambitionen bleibt er sich treu: „Ich will mich nicht ändern. Ich will das Publikum finden, das mich versteht.“

Aus Liebe zur Musik

Elijah Funk ist vielleicht noch nicht die Größe, die große Bühnen füllt, aber er ist der Typ DJ, der jede kleine Party zu etwas Besonderem macht. Mit seinen funky Beats, seiner Leidenschaft und seinem Gespür für das Partyfolk schafft er Momente, die in Erinnerung bleiben. „Es gibt nichts Schöneres, wenn man einen Banger das erste Mal spielt, den man selbst fühlt, und alle den Track feiern“, erzählt er euphorisch.

In einer Stadt wie Stuttgart, deren musikalische Landschaft mehr und mehr vom industriellen Charakter geprägt ist und in der sich trotz großem Potential experimentelle Vielfalt nur schwer durchsetzt, sticht Elijah Funk mit seinem warmen und soulful Sound hervor – eben wie eine B-Seite, die bewusst anders klingt, aber genau dadurch ihren einzigartigen Charme entfaltet. Und wer weiß – vielleicht tanzen schon bald andere Städte zu seinen „Sunshine-Vibes“. Bis dahin sorgt Elijah zumindest dafür, dass Stuttgart ein bisschen bunter und groovy klingt.

Schaut bei Elijah Funk auf SoundCloud vorbei und vergesst nicht in seine exklusive Playlist für B-Side Stories reinzuhören. Für uns hat er eine Auswahl seiner aktuellen Lieblingstracks, B-Seiten und besonderen Perlen kuratiert – eine Playlist, die euch garantiert zum tanzen bringt!