Preview: WHOLE Festival 2025

Clubkultur mit Haltung:

Inmitten von Maschinen, Staub und Selbstermächtigung

Shikeishu, CC BY-SA 4.0

Vom 18. bis 21. Juli 2025 wird Ferropolis, das Freilichtmuseum bei Gräfenhainichen, Sachsen-Anhalt, auch bekannt als „Stadt aus Eisen“, erneut zur Kulisse eines der kompromisslosesten Festivals für queere Clubkultur: Das WHOLE Festival. Was 2017 aus dem Zusammenschluss mehrerer Berliner Partykollektive entstand, hat sich zu einer der wichtigsten Plattformen für intersektionale elektronische Musikkultur in Europa entwickelt und zu einem Raum, in dem Körper, Politik und Sound gleichberechtigt nebeneinander existieren. Seit dem Umzug nach Ferropolis im Jahr 2018 ist WHOLE enorm gewachsen, ohne seine ursprüngliche Idee zu vergessen. Das Gelände, eine ehemalige Tagebaufläche mit stillgelegten Baggern, Sandboden und Blick auf den Gremminer See, kreiert eine Umgebung, die nicht nur visuell eindrucksvoll ist, sondern die Atmosphäre des Festivals mitträgt: roh, ungeschönt und fernab gängiger Festivalformate.

Neben fünf Bühnen bietet WHOLE ein umfangreiches Programm: Workshops, Community-Talks, Drag-Performances, politische Panels, Yoga-Sessions, Filmvorführungen, Lesungen und Healing Spaces. Diese Formate wurden in den vergangenen Jahren bewusst ausgebaut als Reaktion auf das, was Clubkultur im Kern ausmacht: Zugänglichkeit, Vielfalt, Selbstorganisation.

Auch abseits der Dancefloors ist WHOLE ein Ort, an dem Community nicht nur gelebt, sondern aktiv gestaltet wird: Awareness-Teams, safer spaces für FLINTA*, barrierearme Strukturen, vegane Verpflegung und ein diverses Camp-Leben sorgen dafür, dass sich Menschen frei bewegen können, die auf anderen Festivals oft wenig Sicherheit erfahren.

Besonders deutlich wird das in der aktiven Einbindung unterpräsentierter Gruppen: Schwarze, indigene und People of Color, trans, inter und nicht-binäre Personen, queere Geflüchtete und Menschen mit Behinderung sind nicht nur Teil des Publikums, sondern auch aktiv am Programm beteiligt. Ob auf Panels, in kuratierten Räumen oder auf der Bühne. Diese Vielfalt schlägt sich auch im musikalischen Line-up nieder. Zwar steht das finale Programm für 2025 zum Zeitpunkt dieser Preview noch aus, doch der Blick aufs letzte Jahr zeigt, wo’s hingeht: Keine bloße Ansammlung großer Namen, sondern ein handverlesener Mix, der den Fokus klar auf den Sound legt – genreübergreifend, international inspiriert und wie gemacht für den Dancefloor.

Wie das konkret klingen kann, zeigte unter anderem:

Bored Lord brachte ein kompromissloses, körperliches Set zwischen Footwork, Jungle und Ghettotech – schnell, queer, unangepasst.

Gabrielle Kwarteng überzeugte mit einem kraftvollen, emotional aufgeladenen Set zwischen deepen House-Grooves, US-Rave-Historie und soulvollen Breakbeats. Ihre selektive Mischung war weniger dramaturgisch als atmosphärisch. Mit Liebe gebaut, die direkt in die Beine geht und   garantiert nicht auf Shazam auftauchen.

Yazzus hat Gabber, Rave und UK Bass aufeinandertreffen lassen – laut, wild und ganz nach ihrem eigenen Tempo (schnell!).

Außerdem zu sehen waren unter anderem PeachEris Drew & Octo Octa, Shy One, Suze Ijó, musclecars. Ein starkes Line-up, das in seiner Gesamtheit auf Vielfalt, Kontext und Clubkultur als Ausdrucksform setzt.

Das Publikum ist international, mehrheitlich queer und oft selbst Teil der Szene – als DJs, Veranstalter*innen oder Kollektivmitglieder. Viele reisen aus Nord- und Südamerika, Westafrika oder auch dem Nahen Osten an. Sie kommen, weil WHOLE ein Ort ist, an dem sich jeder frei entfalten kann und in dem Identität nicht verhandelt werden muss, sondern einfach gelebt wird.

Wer also diesen Sommer noch keine fixen Pläne hat und Festivals nicht nur als Party, sondern auch als politischen und kulturellen Raum versteht, findet im WHOLE ein seltenes Gegenmodell: international, kollektiv gedacht und mit einem klaren Verständnis von Community. Ein Ort, der zeigt, wie Clubkultur auch heute noch empowern kann.

Mehr Infos:

https://wholefestival.com/ 

Teaserbild: Whole Festival 2018 Crowd dancing at stage.jpg

by Shikeishu, CC BY-SA 4.0